Ein Raubtier sorgt auf Sylt für Aufsehen: der Goldschakal.
Eigentlich in Südosteuropa und Asien zuhause, hat es nun ein einzelnes Tier bis auf die Nordseeinsel geschafft – und dort in kurzer Zeit für Schlagzeilen gesorgt.
Mehr als 70 gerissene Schafe, ein erbitterter Streit zwischen Naturschützern und Schäfern sowie ein bundesweit einmaliges Gerichtsverfahren um einen Abschuss machen den Fall so besonders.
Doch was ist der Goldschakal eigentlich für ein Tier, wie kam er nach Sylt – und warum wird sein Schicksal so hitzig diskutiert?
Was ist ein Goldschakal?
Der Goldschakal (Canis aureus) ist ein Raubtier aus der Familie der Hunde – äußerlich irgendwo zwischen Fuchs und Wolf.
Mit einer Schulterhöhe von rund 50 Zentimetern und einem Gewicht von etwa acht bis zehn Kilogramm ist er deutlich größer als ein Fuchs, aber kleiner und leichter als ein Wolf.
Typisch ist sein goldgelb-braunes Fell mit einer dunklen Schwanzspitze.
In seiner Lebensweise ist der Goldschakal sehr anpassungsfähig.
Er ist dämmerungs- und nachtaktiv, bewegt sich meist alleine oder in kleinen Familienverbänden und ernährt sich opportunistisch: Kleinsäuger, Vögel, Insekten, Früchte oder auch Aas gehören auf seinen Speiseplan.
Menschen geht er konsequent aus dem Weg – Sichtungen sind selten.
Ursprünglich war der Goldschakal in Südostasien, Indien und Teilen des Nahen Ostens verbreitet. Seit einigen Jahrzehnten breitet er sich jedoch stetig nach Westen aus.
Klimawandel, veränderte Landschaften und die Abnahme von Wölfen in manchen Regionen haben seine Wanderungen begünstigt. In Mitteleuropa wurden in den vergangenen Jahren immer häufiger Tiere nachgewiesen – nun also auch auf Sylt.
- Wissenschaftlicher Name: Canis aureus
- Größe & Gewicht: ca. 40–50 cm Schulterhöhe, 8–10 kg
- Aussehen: goldgelb-braunes Fell, dunkle Schwanzspitze
- Lebensweise: dämmerungs- & nachtaktiv, meist paarweise oder in kleinen Gruppen
- Nahrung: Kleinsäuger, Vögel, Insekten, Früchte, Aas
- Schutzstatus: streng geschützt nach FFH-Richtlinie (EU)
- Verbreitung: ursprünglich Südosteuropa, Nahost, Asien – zunehmend Ausbreitung nach Mitteleuropa
Wie kam der Goldschakal nach Sylt?
Dass ein Goldschakal auf Sylt auftaucht, klingt zunächst erstaunlich – doch die Ausbreitung der Art nach Mitteleuropa ist seit Jahren dokumentiert.
Ursprünglich in Südosteuropa und Asien beheimatet, haben sich die Tiere Stück für Stück nach Norden und Westen vorgearbeitet.
In Deutschland wurde der erste Nachweis 1997 in Brandenburg erbracht, später folgten Sichtungen in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Für den Sylter Fall vermuten Fachleute, dass das Tier über den Festlandskorridor nach Nordfriesland gelangte und dann den Hindenburgdamm nutzte, um die Insel zu erreichen. Dass Wildtiere diesen Weg nehmen, ist nicht ungewöhnlich – auch Füchse oder Rehe werden dort regelmäßig gesichtet.
Die entscheidenden Faktoren für die Wanderung: milder werdende Winter, ein reichhaltiges Nahrungsangebot in Mitteleuropa und freie ökologische Nischen.
Sylt bietet mit offenen Dünenlandschaften, Kleinsäugern und Vogelkolonien durchaus günstige Bedingungen für ein einzelnes Tier.
Was hat der Goldschakal auf Sylt angerichtet?
Auf Sylt wurde der Goldschakal Mitte Mai 2025 erstmals durch Wildtierkameras und DNA-Proben bestätigt.
Schnell machte er Schlagzeilen – denn innerhalb weniger Wochen riss das Tier nachweislich Dutzende Schafe und Lämmer.

Die Zahlen schwanken je nach Quelle, doch die Behörden sprechen von mindestens 70 bis über 90 getöteten Tieren.
Besonders problematisch war, dass die Schafe nicht nur Nutztiere sind, sondern auch eine Schlüsselrolle im Küstenschutz spielen: Sie halten die Deiche kurz, verdichten den Boden und verhindern, dass Büsche und Gehölze die Schutzfunktion schwächen.
Durch die Attacken stand also nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die Deichsicherheit im Fokus.
Hinzu kam ein Verhalten, das Biologen „Surplus Killing“ nennen: Der Goldschakal tötete mehr Tiere, als er tatsächlich fraß – ein Instinkt, der in freier Wildbahn vorkommt, bei Schäfern aber für große Sorgen sorgt.
- Mai 2025: Erste Schafsrisse auf Sylt, DNA-Analyse bestätigt Goldschakal.
- Juni 2025: Weitere Übergriffe, insgesamt bereits über 50 Tiere betroffen.
- Spätes Frühjahr: Behörden sprechen offiziell von rund 90 getöteten Schafen und Lämmern.
- Sommer 2025: Diskussion über Abschussgenehmigung entbrennt, Naturschützer und Schäfer geraten in Konflikt.
Warum sorgt der Fall für so viel Streit?
Der Goldschakal ist nach europäischem Recht eine streng geschützte Art – vergleichbar mit dem Wolf. Normalerweise gilt: beobachten, schützen, nicht eingreifen.
Auf Sylt aber standen plötzlich die Deichschafe im Fokus, die nicht nur landwirtschaftlich wichtig sind, sondern vor allem den Küstenschutz sichern.
Für Schäfer war daher schnell klar: Wenn das Tier nicht gestoppt wird, ist ihre Existenz und der Schutz der Insel bedroht.
Auf der anderen Seite standen Naturschutzverbände, die den Abschuss als unverhältnismäßig und juristisch fragwürdig einstuften. Schließlich ist der Goldschakal in Deutschland bislang kaum vertreten, und sein Vorkommen gilt als biologisch spannend.
Der Fall wurde so zu einem Sinnbild für den Konflikt zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Behörden.
- Schäfer: Schutz der Herden und Sicherung der Deiche – ein Abschuss sei notwendig.
- Naturschützer: Artenschutz hat Vorrang – Umsiedlung oder andere Lösungen prüfen.
- Behörden: Abwägung zwischen rechtlichem Schutzstatus und konkretem Schaden.
- Öffentlichkeit: Faszination über das seltene Tier, aber auch Sorgen um die Folgen.
Rechtliche Entscheidungen rund um den Abschuss vom Goldschakal
Der Streit um den Sylter Goldschakal verlagerte sich schnell in die Gerichtssäle. Denn so außergewöhnlich wie der Fall selbst war auch der rechtliche Weg: Zum ersten Mal in Deutschland stand die Tötung eines streng geschützten Goldschakals zur Debatte.
Zunächst stellte das Land Schleswig-Holstein eine Ausnahmegenehmigung aus, die den Abschuss erlauben sollte. Naturschutzverbände legten jedoch umgehend Widerspruch ein.
Das Verwaltungsgericht Schleswig stoppte die Genehmigung per Eilverfahren – zunächst durfte nicht geschossen werden.
Einige Wochen später folgte die Kehrtwende: Angesichts der erheblichen Schäden sei der Abschuss rechtlich zulässig. Schließlich bestätigte auch das Oberverwaltungsgericht die Entscheidung.
Damit war der Weg für den ersten Abschuss eines Goldschakals in Deutschland endgültig frei (Legal Tribune Online berichtet).
👉 Tabelle nach links/rechts wischen, um alle Werte zu sehen
Datum | Gericht / Behörde | Entscheidung |
---|---|---|
Mai 2025 | Land Schleswig-Holstein | Erteilung einer Ausnahmegenehmigung zum Abschuss |
Juni 2025 | Verwaltungsgericht Schleswig | Genehmigung per Eilverfahren ausgesetzt (Hängebeschluss) |
Juni 2025 | Verwaltungsgericht Schleswig | Freigabe des Abschusses – erhebliche Schäden rechtfertigen Eingriff |
Sommer 2025 | Oberverwaltungsgericht Schleswig-Holstein | Beschwerden der Naturschützer abgewiesen, Abschuss endgültig erlaubt |
Aktueller Stand – lebt der Goldschakal noch auf Sylt?
Ob der Goldschakal überhaupt noch auf Sylt lebt, ist bis dato (August 2025) unklar. Die letzte bestätigte Sichtung liegt inzwischen mehrere Wochen zurück.
Seitdem blieb es still – weder Jäger noch Naturschützer konnten das Tier erneut sicher nachweisen.
Das macht die Situation heikel: Einerseits gilt der Abschuss juristisch als erlaubt, andererseits fehlt es an aktuellen Belegen, dass das Tier noch auf der Insel umherstreift.
Wildkameras am Hindenburgdamm und in den Dünen sollen Hinweise liefern, doch bislang ohne Erfolg.
Fachleute halten es für möglich, dass der Goldschakal längst weitergezogen oder unbemerkt verendet ist.
Das Umweltministerium geht allerdings davon aus, dass er noch auf Sylt lebt – nicht zuletzt, weil die Insel mit Schafen und Kleinsäugern ein reichhaltiges Nahrungsangebot bereithält.
Fazit zum Goldschakal: Ein seltenes Tier, ein großer Konflikt
Der Fall des Goldschakals auf Sylt zeigt, wie ein einzelnes Tier große Fragen aufwerfen kann: über Artenschutz, Landwirtschaft und den Umgang mit neuen Wildtierarten in Deutschland.
Während die einen den Schakal als seltenen, faszinierenden Besucher sehen, gilt er für andere als Bedrohung für Schafe, Küstenschutz und damit letztlich für die Insel selbst.
Ob er noch auf Sylt lebt oder längst verschwunden ist – sicher ist: Sein Auftauchen hat eine Debatte entfacht, die weit über die Insel hinaus Aufmerksamkeit gefunden hat.
Der Goldschakal bleibt damit Symbol für den schwierigen Balanceakt zwischen Naturschutz und menschlichen Interessen.

Moin – wie man im Emsland sagen würde! Hier habe ich viele Jahre meines Lebens verbracht. Geboren und zu Hause fühle ich mich jedoch auf der schönen Insel Föhr. Ich bin ein richtiger Inselfanatiker. Insbesondere, wenn es um Nordseeinseln geht. Als Journalist teile ich aktuelle Geschehnisse und Tipps für das Bereisen der Nordseeinseln auf diversen New-Portalen.